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  • Essay über Pilotprojekte zum Grundeinkommen gewinnt bei weltweitem Wettbewerb den 2. Platz

    original:https://www.grundeinkommen.de/19/06/2015/essay-ueber-pilotprojekte-zum-grundeinkommen-gewinnt-bei-weltweitem-wettbewerb-den-2-platz.html Mit seinem Essay „Small yet big: The Basic Income Guarantee“ kam Leon Schreiber beim St. Gallen Sym­posium 2015 auf den zweiten Platz. Die jähr­lich in der Schweiz statt­findende Konferenz ermöglicht einen inter­kulturellen und generationen­übergreifenden Dialog zwischen Führungs­kräften von heute und morgen. Sie wurde als liberale Alter­native zur 68er-­Bewegung gegründet und ist mittler­weile als „Davos der Jungen“ bekannt. Der süd­afrikanische Politik­wissenschaftler Schreiber, der an der Freien Uni­versität Berlin und in Princeton an seiner Disser­tation arbeitet, beschäftigt sich mit der Um­setzung sozial­politischer Instrumente zur Armuts­bekämpfung und beschreibt das Grund­einkommen auf seinem Blog als den „einzigen ernst­haften Versuch eines grund­legenden Wandels“. Im Folgenden die Über­setzung des Essays ins Deutsche. „Kleine Ursache, große Wirkung: Das Grundeinkommen“ In den staubigen Weiten der Namib-Wüste, im undurchdringlichen Dschungel des Amazonas und in den übervölkerten Slums von Seemapuri brodelt leise eine Revolution vor sich hin. Eine kleine Idee, die fast selbstverständlich erscheint, hat in einigen der entlegensten Regionen der Welt Wurzeln geschlagen. Eine kleine, harmlose Idee hat in diesen vernachlässigten Regionen der Welt Wurzeln geschlagen. Anders als all die Entwicklungstheoretiker, die durch strukturelle Anpassung, wirtschaftliche Annäherung oder mit der Trickle-Down-Theorie sicher stellen wollen, dass jeder genug Geld hat, steckt hinter dieser Idee gegen das Elend von Millionen ein einziger schlichter Gedanke: Wenn wir in einer Welt ohne Armut leben wollen, in der die Armen selbst fähig sein sollen Wohlstand zu schaffen, dann benötigt Jeder, allein der Definition nach, zumindest eine gewisse finanzielle Basis. Diese einst utopische Idee bekommt immer mehr Zulauf und verbreitet sich weiter. Ein globales Netzwerk von AkademikerInnen, AktivistInnen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und privaten Gruppierungen arbeitet in einigen der ärmsten Regionen der Welt an der Einführung eines Grundeinkommens. Bezüglich der Einfachheit und der Höhe der Geldbeträge, um die es dabei geht, ist es eine kleine Idee, aber sie zeigt bereits große Wirkung. Zusätzlich zur Verringerung von Armut und Ungleichheit – das belegt die Auswertung der Ergebnisse von Pilotprojekten auf beeindruckende Weise– ist, Menschen den ärmsten Gemeinschaften der Erde mit einem monatlichen Einkommen auszustatten, und seien es auch nur zehn Dollar, gut für die Wirtschaft. Indem diese Programme einen Sockel an sozialer Sicherheit bieten, steigern sie die Nachfrage und funktionieren gleichzeitig als öffentliche Quelle von Startkapital. Dieses Startkapital ermöglicht EmpfängerInnen eines Grundeinkommens, grundlegende Kapitalinvestitionen zu machen, die für eine Unternehmensgründung notwendig sind. PolitikerInnen und EntscheidungsträgerInnen fangen an, das Konzept zu verstehen, und die derzeitige rasante Verbreitung solcher Programme hat das Potential, die entwicklungspolitische Landschaft mit dieser einfachen Idee fundamental zu verändern: Gebt den Armen Geld! Sarah Katangolos Schritte werden schneller, als sie an den Wellblechkasten an der Straßenecke herantritt. In ihrer linken Hand hält sie das moderne Wohlstandssymbol überhaupt fest in der Hand: eine Plastikkreditkarte, stolz verziert mit ihren persönlichen Daten. Sarah ist kurz davor, Geld von einem Bankautomaten abzuheben, ein Akt so langweilig alltäglich, dass er in der entwickelten Welt fast unsichtbar geworden ist. Die augenscheinliche Banalität der ganzen Szene wird durch die Tatsache noch erhöht, dass sie einen Betrag von nur 80 Dollar abheben will. In den staubigen Straßen von Otjivero aber, 100 Kilometer östlich der namibischen Hauptstadt Windhoek, ist das was Sarah macht nicht weniger als eine persönliche Revolution. Armut, Unterernährung, private Verschuldung – wirtschaftliche Aktivität wächst Sie gehörte zu den ersten GeldempfängerInnen im Rahmen eines Pilotprojekts, das von namibischen NGOs verwaltet wurde und ein bedingungsloses Grundeinkommen (auf Zeit) in Otjivero einführte. Seit einem Jahr erhält Sarah, deren Ehemann ein paar Jahre zuvor verstorben war, eine monatliche Auszahlung von zehn Dollar pro Person in ihrem Haushalt. Sie steckte das Geld hauptsächlich in die Schulgebühren und das Essen für ihre sieben Kinder, verwendete aber fünf Dollar ihres ersten Grundeinkommens, um zwei Hühner zu kaufen. Nach nur 12 Monaten war Sarah stolze Besitzerin von 40 Hühnern, die sie für ganze 30 Dollar das Stück verkaufen konnte. Nach Abzug der Kosten für das Tierfutter betrug der mögliche Gewinn 1000 Dollar. In dem Land, in dem die Arbeitslosenquote bei Frauen mindestens 30 Prozent beträgt und in dem zwei Drittel der Bevölkerung von weniger als einem Dollar pro Tag leben, hatte Sarah Katangolo als alleinerziehende Mutter nie eine Arbeit gefunden. Nun ist sie zur Unternehmerin geworden. Sie blieb nicht die Einzige. Allein die äußerst geringfügige Maßnahme, jeder Person des Dorfes 10 Dollar am Tag zu geben, hat das Leben der 930 BewohnerInnen verändert. Die Auswertungen des Projekts, die die Nahrungsmittel-Armutsgrenze als Bezugspunkt der Messungen genommen haben, ergaben, dass der Anteil von armen Haushalten innerhalb eines Jahres von 76 Prozent auf 37 Prozent gesunken ist. Bei den Haushalten, die nicht von Zuzügen von außerhalb beeinflusst waren, sank die Rate sogar auf 16 Prozent. Die Unterernährung bei Kindern fiel von 42 Prozent auf 10 Prozent, während sich die durchschnittliche Haushaltsverschuldung von 121 Dollar auf 77 Dollar reduzierte. Vielleicht am bedeutsamsten ist die Tatsache, dass das Grundeinkommen eine erhebliche Steigerung der wirtschaftlichen Aktivität hervorbrachte, indem es Menschen wie Sarah die notwendigen Investitionen ermöglichte, um Kleinunternehmer zu werden. 2. Teil: Der Iran ist das einzige Land mit einem nationalen Grundeinkommen Ein weiteres Ergebnis war der Anstieg der Beschäftigungsrate (Altersgruppe 15-jährige und älter) von 44 auf 55 Prozent. Indem die Kaufkraft der EmpfängerInnen gestärkt wurde, erzeugte das Projekt gleichzeitig einen Markt für die entstandenen Produkte. Anstatt die Arbeitsmotivation der Menschen zu dämpfen, stattete die Einführung eines verlässlichen monatlichen Einkommens von 10 Dollar die EmpfängerInnen mit zusätzlicher, grundlegender sozialer Sicherheit sowie mit den nötigen Marktanreizen aus, die sie brauchten, um am örtlichen Wirtschaftsleben teilzunehmen. Weil das Grundeinkommen gleichermaßen auf Angebots- und Nachfrageseite wirkte, funktionierte es als Startkapital für Otjiveros aufsteigende UnternehmerInnen. Wie Sarah Katangolo ergriffen die meisten von ihnen die Chance. Obwohl selten mehr als eine Randerscheinung, ist die Idee eines allgemeinen Grundeinkommens kein neuer Vorschlag. Schon Philosophen wie Thomas Paine, Thomas Morus oder John Stuart Mill spekulierten über das Potential, das es in Bezug auf die Bekämpfung der sozialen Missstände ihrer Zeit haben könnte. Doch seit zehn Jahren gibt es starke Signale dafür, dass die Zeit für diese Idee endlich gekommen sein könnte. Lässt man die lange philosophische Tradition der entwickelten Welt außer Acht, kommen die stärksten dieser Signale aus Orten wie Otjivero. Es sind die Entwicklungsländer, in denen die größten Schritte zur Einführung eines Grundeinkommens unternommen werden. Eine Entwicklungsrevolution des globalen Südens Innerhalb der letzten Jahrzehnte gab es in vielen Entwicklungsländern eine starke Zunahme von bedingungslosen Geldtransfers. Im Gegensatz zu an Bedingungen geknüpften Sozialversicherungsmodellen in entwickelten Ländern zahlen diese Programme Geld vom Staat direkt an die Armen – über einen bestimmten Zeitraum und auf der Grundlage von Bedürftigkeit und Bürgerrechten. Beitragszahlungen zu einer Sozialversicherung (sowie vorherige Arbeitsverhältnisse) sind keine Voraussetzung. Generell zielen sie auf die schwächsten Bevölkerungsgruppen ab, einschließlich verarmter alter Menschen, Kinder, arbeitsloser Erwachsener und Menschen mit Behinderung. Die Einführung von Bargeldzahlungen in Entwicklungsländern wurde als „Entwicklungsrevolution des globalen Südens“ gefeiert, und ihre Verbreitung wird zum großen Teil mit Hinweis auf die sich verändernden Dynamiken der Entwicklungsdiskurse gesehen. Dieser ideelle Wandel legt auch den Grundstein für die zukünftige Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in einigen dieser Länder. Während diese jüngsten Projekte für viele der schwächsten Menschen der Erde soziale Sicherheit gebracht haben, sind sie noch weit von der Einführung eines universellen Grundeinkommens entfernt. Aber der politische Schwung, den sie durch den Zugang zu Einkommen als sozialem Recht und nicht nur als erarbeitetem Privileg in Gang gesetzt haben, rückt eine Einführung von Grundeinkommen innerhalb weniger Jahrzehnte in einigen Entwicklungsländern in greifbare Nähe. Zusätzlich zum Pilotprojekt und den dazugehörigen Lobbyanstrengungen in Namibia wurden offizielle Untersuchungen sowie Grundeinkommensprojekte im Iran, in Brasilien, Südafrika und Indien gestartet. Das einzige Land auf der Erde, in dem im Moment ein nationales Grundeinkommen verwirklicht wird, ist der Iran. Die Regierung führte diese politische Linie im Dezember 2010 als ausgleichende Maßnahme für die Aufhebung teurer Preissubventionen ein. Dabei handelt es sich um eine monatliche Auszahlung von 40 Dollar an alle BürgerInnen, die in dem Land wohnen, „genug, um einen großen Teil der 10 Prozent der iranischen Bevölkerung, die von weniger als 2 Dollar pro Tag leben muss, über diesen geringen Betrag zu heben.“ Der Unterschied des Programms im Vergleich zu den Modellen der anderen beschriebenen Fälle liegt in der Konzeption: Es kam aus Versehen als Vorschlag zum Ende der Fördermittel als De-facto-Grundeinkommen auf, und war nicht als Entwicklungshilfeprogramm ausgelegt. Nichtsdestotrotz widerlegt das iranische nationale Grundeinkommen auf eindrucksvolle Weise, dass solche Vorhaben „nur in entwickelteren Ländern, insbesondere der europäischen Sorte, bezahlbar sind und dort zuerst auftauchen werden.“ Obwohl nicht im gleichen Ausmaß umgesetzt, wurde Brasilien 2004 zum ersten Land der Welt, in dem ein Gesetz zur Schaffung eines landesweiten Grundeinkommens angenommen wurde. Dies führte unmittelbar zur Auszahlung des berühmt gewordenen „Bolsa Familia“-Geldtransfers „als erster Schritt zur Einführung dieses minimalen Bürgergeldes, das schließlich auf alle ausgeweitet werden soll.“ Im Moment stellt die Bolsa Familia eine Einkommensunterstützung für die 57 Millionen ärmsten BrasilianerInnen bereit, was 28 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes entspricht. Zusätzlich dazu werden an alle BewohnerInnen des Dorfes Quatinga Velho in der Nähe von São Paulo seit drei Jahren 15 Dollar pro Monat von einem privat finanzierten Pilotprojekt ausgezahlt. Obwohl die Koordinatoren des Programms die positiven Effekte durch das Mindesteinkommen bestätigt haben, stellten sie klar, dass das Projekt eigentlich nicht die Auswirkungen erforschen sollte, denn von diesen sind sie bereits überzeugt. Stattdessen ist das Ziel, die vollständige Umsetzung des Grundeinkommensgesetzes auf das ganze Land voranzutreiben. 3. Teil: Öffentliche Quellen von Startkapital, das den Menschen ermöglicht, eigenen Wohlstand zu schaffen Auch in Südafrika hat es vor Kurzem eine enorme Ausweitung der Versorgung mit bedingungsloser sozialer Sicherung gegeben. Das derzeitige System deckt 15 Millionen EmpfängerInnen ab; 29 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zusätzlich dazu empfahl der 2002 durch die Regierung unterstützte Taylor-Untersuchungsausschuss für ein umfassendes Sozialversicherungssystem in Südafrika offiziell die Einführung eines Grundeinkommens im Wert von 10 Dollar für alle BewohnerInnen des Landes. Vorgesehen war die stufenweise Einführung des Vorschlags innerhalb von 13 Jahren um die „Versorgungslücken in Südafrikas Sozialversicherungssystem“ zu schließen und es damit zu „einem allgemeinen sozialen Unterstützungszuschuss für alle SüdafrikanerInnen“ zu machen. Trotz der offiziellen Vorschläge, andauernden Lobbybemühungen und der fortgesetzten Ausweitung der sozialen Sicherungsversorgung hat die Regierung das Grundeinkommen noch nicht umfassend befürwortet. Seit Januar 2011 laufen in Indien zwei weitere forschungsorientierte Pilotprojekte zum Grundeinkommen an. Unter der Leitung der Self-Employed Women’s Association (SEWA, Anm. d. Red.: eine indische Gewerkschaft für Kleinunternehmerinnen) wurden die Projekte in acht Dörfern in Madhya Pradesh gestartet und schließlich auf einen städtischen Bereich von Delhi ausgeweitet. An dem städtischen Programm teilnehmende Familien erhalten 22 Dollar im Monat, während Erwachsene in den Dorfregionen 4,40 Dollar und Kinder unter 14 Jahren 2,20 Dollar bekommen. Um die regionalen Effekte dieses Grundeinkommens zu messen, vergleichen die ForscherInnen Konsum, Ausgaben und den Ernährungszustand der TeilnehmerInnen mit BewohnerInnen von zwölf Kontrollgruppen in anderen Dörfern. Hilf Menschen auf die Beine zu kommen, indem du ihnen Boden unter den Füßen gibst. Die ständige Zunahme von Bargeldauszahlungsprogrammen macht es immer wahrscheinlicher, dass Grundeinkommen innerhalb des nächsten Jahrzehnts wenigstens in ein paar Entwicklungsländern eingeführt werden. Wichtige Fragen bleiben dennoch unbeantwortet, zum Beispiel die von Kritikern zu Recht geäußerten Bedenken über die Finanzierbarkeit des Ausbaus von sozialer Absicherung für die Armen. Dennoch haben die Erfahrungen der letzten zehn Jahre viel zur Verringerung der Ängste beigetragen, seitdem Ergebnisse belegen, dass eine grundlegende soziale Absicherung für alle Armen der Welt nicht mehr als 2 Prozent des globalen BIP kosten würde. Politische Vorschläge wie der in Südafrika entwickelte zielen darauf ab, einen Teil der Kosten durch Steuern und diejenigen auszugleichen, die über einer bestimmten Einkommenshöhe liegen. Außerdem behaupten Befürworter, dass ein bedeutender Anteil der Kosten, die mit Grundeinkommen verbunden sind, durch bestehende finanzielle Hilfen aus dem Ausland gedeckt werden könnte (einschließlich der 31,2 Milliarden Dollar, die allein die USA im Jahr 2012 für Hilfe zur Verfügung gestellt haben) und indem die derzeit bestehenden, teuren und ineffizienten Wohlfahrtsprogramme ersetzt würden. Gemessen an der geringen Höhe der Bargeldauszahlungen ist das Entwicklungsmodell des Grundeinkommens mit Sicherheit nicht dazu da, eine Welt zu erschaffen, in der alle durch Almosen reich werden. Stattdessen sollte das Grundeinkommen als öffentliche Quelle von Startkapital für die Arten von Investitionen angesehen werden, die es Menschen ermöglichen, eigenen Wohlstand zu schaffen. Indem es einen grundlegenden Lebensunterhalt garantiert, befähigt es die Notleidenden, auf eigenen Beinen zu stehen – einfach indem es ihnen Boden unter den Füßen gibt. Zusätzlich zum Kampf gegen Armut und Ungleichheit dienen die verfügbaren Ergebnisse als Zeugnis für die Finanzierbarkeit und Effektivität solcher Maßnahmen, indem sie die Nachfrage fördern und EmpfängerInnen grundlegende Investitionen durch die Ausweitung der sozialen Bürgerrechte ermöglichen. Genauso wie es Sarah Katangolo in Otjivero geholfen hat, dort in die Schaffung von Wohlstand zu investieren, hat die stille Revolution des Grundeinkommens das Potential, die unternehmerische Kraft von Millionen der am meisten an den Rand gedrängten Menschen auf der Welt zu entfesseln. Und die Rufe danach werden immer lauter. (Übersetzung von Patrick Wehner)

  • Freiheit. Gleichwertigkeit. Grundeinkommen. – JETZT?

    »Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.« (Viktor Hugo) Autor: Uschi Bauer Kategorie: Wirtschaft Ausgabe Nr: 62 In ihrem engagierten Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen fordert Uschi Bauer eine radikale Reformierung des derzeitigen Arbeits- und Verdienstsystems, die auf der Idee der Entkopplung von Einkommen und Erwerbstätigkeit beruht. Sie ist überzeugt davon, dass erst der von Existenzangst und vom Zwang zur Arbeit befreite Mensch sein ganzes Potential entfalten und sich mit seiner selbstgewählten Tätigkeit sinn- und liebevoll in die Gesellschaft einbringen kann. Liebe Leserinnen und Leser passend zum Thema haben wir gemeinsam mit der Autorin beschlossen, diesen Artikel als ePaper kostenlos anzubieten. Einfach am Ende des Beitrags für 0,00 € als Pdf bestellen, downloaden und lesen. Bitte teilt den Link in Euren sozialen Netzen und Freundeskreisen! Vielen Dank für die Unterstützung. Herzliche Grüße Die Redaktion »Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.« Sagt ein chinesisches Sprichwort. Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist der nächste logische Schritt in der gesellschaftlichen Entwicklung. Sagen BGE-Aktivist_innen auf der ganzen Welt. Die Frage ist nur, wann wir kollektiv bereit sind für den (Bewusstseins-)Sprung in die totale Freiheit. Denn das ist das bedingungslose Grundeinkommen ohne jeden Zweifel: die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit und der Beginn eines neuen Miteinanders und Füreinanders. Sapere aude: Die Werte der französischen Revolution könnten endlich Wirklichkeit werden – angepasst an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts. Bereits im Jahre 1516 zeichnete Thomas Morus in seinem Roman ›Utopia‹ das Bild einer idealen Gesellschaft, deren Basis ein Lebensunterhalt für alle ist. »Indessen … scheint mir – um es offen zu sagen, was ich denke – in der Tat so, dass es überall da, wo es Privateigentum gibt, wo alle alles nach dem Wert des Geldes messen, kaum jemals möglich sein wird, gerechte oder erfolgreiche Politik zu treiben, es sei denn, man wäre der Ansicht, dass es dort gerecht zugehe, wo immer das Beste den Schlechtesten zufällt, oder glücklich, wo alles an ganz wenige verteilt wird und auch diese nicht in jeder Beziehung gut gestellt sind, die übrigen jedoch ganz übel… Wenn ich das, wie gesagt, bedenke, werde ich dem Platon besser gerecht und wundere mich weniger, dass er es verschmäht hat, solchen Leuten überhaupt noch Gesetze zu geben, die die gleichmäßige Verteilung aller Güter ablehnten.« – Thomas Morus, 1516 Heute stehen wir an einem Punkt in der Menschheitsgeschichte, der herausfordernder nicht sein könnte. Die Welt ist völlig aus den Fugen. Das kapitalistische System – Zinseffekt, Geldschöpfung aus dem Nichts, immanenter Wachstumszwang – macht Mensch und Erde krank, beutet menschliche Arbeitskraft ebenso aus wie planetare Ressourcen und verstärkt das Ungleichgewicht unaufhörlich. Denn die Ansammlung stetig wachsenden Vermögens in den Händen weniger impliziert Macht über die Vielen. Um uns aus dieser immer bedrohlicher werdenden Abwärtsspirale zu befreien, braucht es eine Revolution des Bewusstseins. Welt vom Kopf auf die Füße gestellt? Logisch – mit gesundem Menschenverstand! »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht aus Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. ›Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‹ ist also der Wahlspruch der Aufklärung.« Immanuel Kant, 1784 Die Entwicklung des Bewusstseins ist eine Reise durch die dunkelsten Tiefen hin zu den hellsten Höhen des menschlichen Seins. Die Dualität möchte in ihrer ganzen Bandbreite erfahren werden – um letztlich die Polarität zu überwinden. Dazu müssen wir uns aus Gedankengefängnissen befreien. Den Horizont erweitern. Alte Glaubenssätze aufbrechen. Einer der ältesten aus der Bibel lautet: »Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.« Die Wahrheit sieht anders aus – das Gegenteil ist in unserer heutigen arbeitsteiligen Welt der Fall, die längst nicht mehr genug bezahlte Arbeit für alle hat: Wer nicht isst, kann nicht arbeiten. Mit dieser neuen Sichtweise können wir praktisch jeden gesellschaftlichen Bereich betrachten – und dadurch zu völlig neuen Erkenntnissen gelangen. Durch den Bauch denken, mit dem Kopf fühlen, aus dem Herzen handeln. »Wir sind keine Menschen, die eine spirituelle Erfahrung machen, sondern wir sind spirituelle Wesen, die erfahren, Mensch zu sein.« Pierre Teilhard de Chardin, 1940 Immer mehr Menschen erweitern ihre Wahrnehmungsfähigkeit und sind sich der tiefen Verbundenheit bewusst, die das Ende jeglicher Spaltungsabsichten bedeutet. Das uralte Herrschaftsprinzip ›Teile und herrsche‹ greift dann schlicht nicht mehr – ›Divide et Impera‹ führt sich selbst ad absurdum. Aufklärung heißt das Zauberwort. Wann schaffen wir es, unseren Mitmenschen klarzumachen, dass das BGE ein Menschenrecht ist und sich nur auf diesem angstfreien Grund und Boden eine emanzipierte Gesellschaft entwickeln kann? Wir dürfen gespannt sein, wann der 100. Affe am Horizont auftaucht. Das morphogenetische Feld, erforscht von Rupert Sheldrake, liefert uns die Antwort – in den Worten von Lyall Watson: »Wenn nur genug von uns etwas für wahr halten, dann wird es für alle wahr.« Fakt ist: Es ist genug für alle da. Die doppelte Menschheit könnte mit Nahrungsmitteln versorgt werden, wenn wir weniger verschwenden, weniger Fleisch essen und uns anders fortbewegen würden: 46% Getreide wird gegessen, 34% an Tiere verfüttert, 20% ist Biosprit und Schmierstoff. Wenn sich nur 10% der Menschheit dem Anbau von Nahrungsmitteln widmen würden, könnten wir uns unabhängig machen von ungesund mächtigen Lebensmittelkonzernen. Geld gibt es wie Sand am Meer – nur landet es in wenigen Kanälen und oft genug da, wo es nichts bewirken kann, sondern nur gehortet wird: Offshore-Leaks lassen grüßen aus den globalen Steuerparadiesen. Und Weltkonzerne, die alle von unseren Politikern genehmigten Steuerschlupflöcher nutzen, statt das Gemeinwohl mitzufinanzieren, sind nur ein weiteres Indiz dafür, dass unsere Volksvertreter schon lange nicht mehr unser Wohl im Sinn haben – sondern sich ebenso wie die Global Player die Taschen voll machen wollen. Von den Banken, die mit unseren Steuergeldern gerettet werden, wenn sie sich im Profitrausch mal wieder verzockt haben, ganz zu schweigen. Im Übrigen leben wir natürlich nicht vom Geld, sondern von Gütern und Dienstleistungen – auch davon erbringen wir mehr als genug. Und doch drehen wir uns im Hamsterrad, als gäbe es keinen Ausweg. Warum halten wir an der 40- Stunden-Woche fest, wenn das bestehende Versorgungsniveau mit 4 Stunden Arbeit pro Tag gehalten werden kann, sobald sie auf alle verteilt wird? Stattdessen rackern sich manche zu Tode, während andere unter Arbeitslosigkeit leiden. Darüber hinaus nehmen uns immer mehr Maschinen die Arbeit ab – schon lange gibt es nicht mehr genug Jobs, von denen wir in Würde leben können. Das Märchen von der Vollbeschäftigung propagieren Verantwortliche in Politik, Konzernen und Finanzwesen, die vom momentanen System profitieren. Und es damit zementieren. Unsere Aufgabe besteht darin, die größeren Zusammenhänge zu erkennen – the bigger picture –, stets wach zu fragen ›cui bono?‹ – ›Wem nützt es?‹ und im Übrigen bewusst gegenzusteuern. Eine mögliche Welt ist anders – eine andere Welt ist möglich. Wenn wir viele und uns einig sind. Keine Frage: Die repräsentative Demokratie ist ein Auslaufmodell. Einige wenige treffen Entscheidungen, die einigen wenigen zugutekommen. Es ist an der Zeit, dass wir selbst die Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen und gemeinsam eine Gesellschaft gestalten, die allen gut tut. Eine lebenswerte Zukunft durch freie Entscheidungen freier Bürger. Das bedingungslose Grundeinkommen und echte Bürgerdemokratie bilden dafür die Basis – ganz souverän, der Souverän! Echte Demokratie? Die ist direkt und digital. Wir regieren uns selbst. In Brasilien machen sich dafür Bruna Augusto und ihr Mann Marcus Vinicius Brancaglione stark, die im Oktober 2008 auch das BGE-Pilotprojekt BIG Quatinga Velho aufgegleist haben und mit ihrer NGO (Nichtregierungsorganisation) ReCivitas gesellschaftliche Veränderungen durch bürgerschaftliches Engagement auf vielen Ebenen ermöglichen. Die Bedürfnisse ähneln sich, überall auf der Erde. Aktuelle Umfragen ergeben, dass auch in Deutschland ein Großteil der Bevölkerung den bundesweiten Volksentscheid will. Der Wunsch nach Mitbestimmung und Mitgestaltung nimmt permanent zu. Miteinander Wesentliches bewegen – gemeinsam schreiben wir einen neuen Gesellschaftsvertrag mit tragenden Säulen: • Bedingungsloses Grundeinkommen via Volksentscheid • Geldsystemreform • Gemeinwohlökonomie und Gesundheitsparlament • Bildungsrevolution • Energie in Bürgerhand – Wasser ist ein Menschenrecht • Neuer Arbeitsbegriff – aktive Kulturgesellschaft • BGE als Demokratiepauschale und echte Bürgerdemokratie via Internetparlament Tatsächlich ist seit geraumer Zeit ein tiefgreifender Wertewandel im Gange – die globale Gesellschaft ist im Begriff, sich nachhaltig zu verändern. Ungleichgewicht ruft nach Ausgleich – insbesondere die Arbeitswelt wandelt sich fundamental. Es ist an der Zeit, den Begriff der Erwerbsarbeit neu zu definieren und den Weg frei zu machen für eine aktive Kulturgesellschaft. Mutige Menschen und Visionäre spielen bei diesem Wandel eine wegweisende Rolle. Die Wertschätzungsgesellschaft bahnt sich ihren Weg. Die Utopie von heute ist die Realität von morgen. Wie sieht sie aus? Das deutsche Netzwerk Grundeinkommen formuliert kurz und knackig: »Ein Grundeinkommen ist ein Einkommen, das eine politische Gemeinschaft bedingungslos jedem ihrer Mitglieder gewährt. Es soll • die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, • einen individuellen Rechtsanspruch darstellen sowie • ohne Bedürftigkeitsprüfung und • ohne Zwang zu Arbeit oder anderen Gegenleistungen garantiert werden.« Die europäische BGE-Bürgerinitiative ›Basic Income Europe‹ sagt: »Bedingungsloses Grundeinkommen ist nicht links oder rechts. Es ist vorwärts.« Und das Netzwerk BIEN – gegründet 1986 als Basic Income European Network und 2004 erweitert auf die ganze Welt – preist die innovativen Kräfte des BGE so: »Freiheit, Gleichheit, Effizienz und Gemeinschaft, gemeinsame Eigentümerschaft der Erde und gleiche Verteilung der Vorteile des technischen Prozesses, Flexibilität des Arbeitsmarktes und die Würde der Armen, der Kampf gegen inhumane Arbeitsbedingungen, gegen die Wüstenbildung auf dem Land und gegen interregionale Ungleichheiten, die Lebensfähigkeit von Kooperativen, die Förderung der Erwachsenenbildung und Autonomie von Vorgesetzten, Ehemännern und Bürokraten, wurden alle in diesem Zusammenhang geltend gemacht.« Das bedingungslose Grundeinkommen ist vielmehr ein zutiefst menschliches als ein explizit politisches Anliegen. Dennoch widerspricht es unserem Selbstverständnis als Souverän, seine Einführung in die Hände von Eliten der Legislative und Exekutive zu legen. Der Paradigmenwechsel geht uns alle an – und wir brauchen die Möglichkeit, uns die bedingungslose Sicherung der Existenz gegenseitig zuzugestehen. Einfach weil wir Mensch sind. Weil jeder mit einem einzigartigen Talent auf dieser Welt ist und dieses auch in die Gemeinschaft einbringen möchte. Erst dann wird das große Gesellschaftsgemälde bunt und lebendig – wenn nicht, bleiben wir unter unseren Möglichkeiten. Das geht nur via Volksabstimmung. In der Schweiz, die von allen Demokratien die weitreichendsten direktdemokratischen Elemente hat, ist es den BGE-Aktivisten gelungen, weit mehr als die erforderlichen 100.000 Unterschriften für die Einreichung der eidgenössischen Volksinitiative am 4. Oktober 2013 zu sammeln – 2016 stimmen die Bürger über die Einführung ab. Und die Bilder des Geldbergs – 8 Millionen 5-Rappen-Münzen, für jeden Einwohner der Schweiz eine, die auf dem Bundesplatz in Bern von einem Kieslaster gekippt wurden – gingen um die Welt, lösten ein internationales Medienecho aus und beflügelten die Debatte nachhaltig. Weltbewegend. Alles ist mit allem verbunden. Durch das Internet können wir dieses gefühlte Wissen auch in Echtzeit erleben. So wird das Web zum Demokratiemedium, das uns politische Teilhabe ermöglicht – und mit dessen Hilfe wir das BGE einführen können. […] original: http://www.tattva.de/freiheit-gleichwertigkeit-grundeinkommen-jetzt/

  • GRUNDEINKOMMEN IST EIN MENSCHENRECHT

    original: http://www.utopia.de/blog/allgemeingut/quatinga-velho-bedingungsloses-grundeinkommen-in In Quatinga Velho, einer ländlichen Gemeinschaft bei São Paulo, zeigt ein kleines Dorfprojekt seit Ende 2008, dass es funktioniert – organisiert von der brasilianischen Nichtregierungsorganisation ReCivitas, die ein bedingungsloses Grundeinkommen direkt an die Bewohner auszahlt. Mit großem Erfolg – weshalb wir dieses Pilotprojekt mittels Spenden unterstützen. In Quatinga Velho, einer ländlichen Gemeinschaft bei São Paulo, wird von der kleinen Nichtregierungsorganisation ReCivitas ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) direkt an die Bewohner ausgezahlt. Zugleich wird von der NGO eine freie Bibliothek und ein Verleih von Spielzeug betrieben, was den Kindern nicht nur ermöglicht, zu lesen und zu spielen sondern auch den Tausch der Sachen untereinander zur selbstverständlichen Regeln macht. Dies führt zu vielen neuen Kontakten, aber auch zur gegenseitigen Akzeptanz und zum solidarischen Grundgedanken. Zurzeit beträgt das von der Nichtregierungsorganisation ReCivitas gezahlte BGE monatlich 30 Real (rund 10 Euro) – für ein Jahr reichen also pro Person 120 Euro. Jeder Bewohner des Ortes erhält das Grundeinkommen bedingungslos. Die Bilanz nach vier Jahren: Bis zu 127 Menschen nahmen gleichzeitig das Grundeinkommen in Anspruch. Sie steckten das Geld in die Verbesserung des eigenen Wohnraums, dann in Medizin für ihre Kinder. An dritter Stelle standen unterschiedliche, Einkommen schaffende Maßnahmen. Zu Beginn des Projektes war die Ernährung mangelhaft, die Kindersterblichkeit hoch und viele Kinder wiesen deutliche Spuren der Unterernährung auf. Dies hat sich im Laufe der letzten Jahre durch das Grundeinkommen drastisch geändert, auch weil es ohne bürokratische Auflagen direkt an die Menschen ausgezahlt wird, die es haben wollen. Armut abschaffen Das Grundeinkommen beseitigt nicht nur äußerst wirkungsvoll die elementare Armut und verbessert spürbar die Ernährungssituation sondern stiftet auch Gemeinschaft, regt zur Initiative an (viele Frauen kümmern sich nun viel intensiver um Garten und Kleintierhaltung) und stabilisiert den sozialen Zusammenhalt insgesamt. Vor allem die Verbesserung der Situation der Kinder steht im Fokus von ReCivitas. Voneinander lernen Das Praxisprojekt in Brasilien spornt uns an – und umgekehrt. Denn die Fragen ähneln sich überall: Wie arbeiten Menschen, die ohne Bedingung ein Einkommen beziehen? Entsteht durch das Grundeinkommen mehr Aktivität und neue Initiative? Wie entwickeln sich Gesellschaft, Kultur, und Wirtschaft mit dem BGE? Grundeinkommen – eine globale Vision Grundeinkommens-Pilotprojekte lassen sich dort, wo das staatliche Sozialsystem noch nicht ausgebaut ist, einfacher umsetzen. Darum beginnen wir bei unserem Förderprojekt in Brasilien. Dabei setzen wir auf Initiative von unten: Bürger bringen sich ein mit Ideen, Geld und Engagement. Die Vision Grundeinkommen wird dadurch global und verbindet über Grenzen hinweg. Armutsbeseitigung und Solidarität erhalten weltweit eine neue Perspektive. Bedarfe Zusätzlich zu den ausgezahlten Grundeinkommen fallen weitere geringe Kosten für Spielzeug und Bücher, außerdem Spritkosten, Kosten für Telekommunikation, Projektdokumentation usw. an. Darüber hinaus würden die Initiatoren das Projekt der Auszahlung eines Bedingungslosen Grundeinkommens gerne um etwa 100 Personen auf andere Wohnbezirke ausweiten. Spenden Sie jetzt (über betterplace.org) …! Vorheriger Beitrag

  • Sie gingen hin und fingen an

    Seit sechs Jahren steht das Recht auf ein Grundeinkommen in der brasilianischen Verfassung - doch viel ist seitdem nicht passiert. Ein junges Paar wollte nicht länger warten und startete ein eigenes Projekt. Ein Besuch in einem Dorf, das Geschichte schreiben will Der Weg nach Quatinga Velho führt durch tiefe Täler in den Urwald hinein FOTOS: KAREN NAUNDORF see here: https://publik.verdi.de/2010/ausgabe-11/gesellschaft/reportage/seiten-12-13/A0

  • O fim do projeto piloto de Renda Básica em Quatinga Velho

    Longa vida para a Renda Básica em Quatinga Velho O projeto-piloto acabou. Mas a Renda Básica em Quatinga Velho continua. Pelo menos em 2015. Duas razões nos levaram a retomar o pagamento da renda básica que esteve parado durante 4 meses por falta de recursos, e durante os últimos 5 meses pagou apenas 15 reais. A primeira, foi a decisão da assembleia da comunidade de reduzir a Renda Básica para valores mesmo tão ínfimos na tentativa de preservar o programa. Confesso uma decisão que não apenas nos surpreendeu, mas contrariou nossas hipóteses quanto a importância dos valores e a o valor da renda básica em si. A segunda foi o aporte de recursos do GLS Bank e nossos, que mesmo insuficientes, não interessa mais, porque a comunidade deu-nos uma última grande lição de cidadania, Quatinga Velho mandou-nos uma mensagem sobre responsabilidades sociais e obrigações governamentais que atravessa fronteiras, e que fazemos questão de difundir em manifesto: “A renda básica é a garantia do mínimo vital não um recurso ou dividendo, é um princípio constitucional, é um compromisso social, e assim sendo, a provisão dos meios vitais como um direito fundamental é um dever social e obrigação constitucional que se mantém independente da quantidade de recursos disponíveis. Não importa se há um centavo ou cem, a ausência ou escassez de recursos não extingue o dever de instituição e manutenção do sistema de provisão dos meios vitais (...). A rede de proteção e provisão do mínimo vital deve estar sempre pronta a funcionar mesmo que não pingue ainda um centavo dela. (...) A renda básica não é uma dívida social, onde quem toma o que não devia nem podia pode dizer “pago quando puder”, a renda básica é um dividendo social que se paga na exata medida do quanto se pode, ou então se renuncia a qualquer pretensão ou mandato para cumprir esse dever.” Renda básica que continua naturalmente incondicional, até porque como sempre defendemos a provisão do mínimo vital não pode ter nenhuma condição impeditiva nem descriminação de nenhuma espécie, mas sim promover a inclusão social transparente através de uma comunidade aberta a todo habitante que queira assumir o compromisso de participar, mesmo sabendo que pode vir um dia a contribuir mais do que receber. É por esta razão que nesta nova fase, a comunidade de voluntários não será formada pelas pessoas apenas em seus direitos de beneficiários, mas também em seus deveres de contribuintes de acordo com suas possibilidades, ainda que este valor seja se necessário zero. É obvio que por agora as contribuições locais serão menores que os recursos necessários para o pagamento da renda básica. Mas por isso mesmo esses recursos serão utilizados nos empréstimos mútuos consignados a própria renda básica, cuja finalidade é tanto aumentar os próprios recursos quanto desenvolver a economia local até enfim se chegar a completa autonomia financeira (se é que isso existe). Logo, considerando a experiência e o princípio inalienável de autodeterminação dos povos e pessoas, percebemos que não era necessário esperar mais o dia para que a comunidade gerasse o próprio capital para então começar a sua plena emancipação. Toda pessoa tem o direito soberano de tomar suas próprias decisões, não apenas sobre a alocação dos seus recursos particulares, tem também o direito soberano de decidir diretamente sobre o destino dos seus bens comuns. O direito fundamental de acesso aos meios vitais não começa na renda básica, ele se inicia no dever de tomar conta das propriedades que provem este direito. Seja a fonte de rendimento um bem comum, natural ou financeiro, quem deve cuidar da sua preservação, crescimento e destinação é a própria comunidade via democracia direta. Por isso a partir de 2015 quem irá gerir o pagamento RB em QV é a própria comunidade, que além de prestar contas a sociedade e financiadores publicitadas pelo ReCivitas, irá se juntar para financiar um fundo mútuo para manter o sistema de empréstimos consignados a renda básica, o crédito social de modo a gerar seus próprios recursos. Assim, a operação do sistema será a partir de agora autônoma e independente, estando a cargo dos seus responsáveis comunitários. O ReCivitas continua como financiador destinando as doações, inclusive as nossas que deixamos o papel de coordenadores do projeto para passar a de financiadores e investindo socialmente responsáveis pela renda básica. Assumindo como pessoas naturais e profissão de vida nosso lema associativo: investindo em pessoas para emancipar cidadãos. Cosmopolitização. Liberdades fundamentais podem e devem ser garantidas por compromissos sociais iguais e recíprocos. A renda básica incondicional deve ser a garantia da liberdade fundamental a emancipação libertária: direitos universais garantidos de fato por deveres mútuos para a constituição do estado de igualdade de autoridade, Justiça. E se você acha estas palavras e ideais bonitas, não se esqueça por favor que na prática que os recursos ainda são bastante escassos, para se ter uma idéia até agora não há o suficiente para se pagar mais do que que: 10 reais por pessoa e ainda que nesta fase dos direitos como responsabilidade social o número de participantes é pequeno. Não é por que toda iniciativa é válida e imprescindível que vamos abandonar o propósito de chegar a uma renda básica que seja realmente capaz de prover o mínimo vital digno. Por isso chamamos quem realmente quiser fazer parte desta realização junto conosco, seja como doador ou investidor social que entre em contato com: recivitas@gmail.com Não é uma questão de um lugar ou de um rendimento, mas da realização de um princípio como ele deve ser não como um experimento, ou idéia, mas como ideal de liberdade concretizado como o universo ainda que para poucas pessoas. Um princípio, um caminho que não se encerra em finalidades, mas se perpetua nos meios naturalmente vitais. Marcus Brancaglione e Bruna Pereira Mogi das Cruzes, Novembro de 2014

  • BGE-Spendenmarathon 2013: Hilfe für Quatinga Velho

    Grundeinkommen in Brasilien - eine Entwicklungshilfe, die bei den Menschen ankommt! Wir wollen die letzten Wochen des Jahres nutzen, um Hilfe für das brasilianische Dorf Quatinga Velhozu leisten. Wenn wir alle gemeinsam mithelfen, können wir allen Einwohnern weiterhin ein Leben in Würde ermöglichen ... In Quatinga Velho, einer ländlichen Gemeinschaft bei São Paulo, zeigt ein weiteres Dorfprojekt seit Ende 2008, dass es funktioniert - organisiert von der kleinen Nichtregierungsorganisation ReCivitas, die das Grundeinkommen direkt an die Bewohner auszahlen. Mit großem Erfolg - weshalb wir dieses BGE-Pilotprojekt bereits seit einiger Zeit durch"Basic Income Patenschaften (BIP)"unterstützen. Zurzeit beträgt das von der Nichtregierungsorganisation ReCivitas gezahlte BGE monatlich 30 Real (rund 11 Euro) - für ein Jahr reichen also pro Person 132 Euro. Jeder Bewohner des Ortes erhält das Grundeinkommen bedingungslos. Die Bilanz nach vier Jahren: Bis zu 127 Menschen nahmen gleichzeitig das Grundeinkommen in Anspruch. Sie steckten das Geld in die Verbesserung des eigenen Wohnraums, dann in Medizin für ihre Kinder. An dritter Stelle standen unterschiedliche, Einkommen schaffende Maßnahmen. Unsere Förderung erfolgt in Kooperation mit der Zukunftsstiftung der GLS Treuhand, die für uns die finanzielle Abwicklung vornimmt und die Nachhaltigkeit des Projektes prüft. Wir wollen das Demonstrationsprojekt so lange fördern, bis die brasilianische Regierung das in der Verfassung bereits verankerte Bedingungslose Grundeinkommen ("Renda Básica de Cidadania") umsetzt. original: http://www.utopia.de/blog/allgemeingut/bge-spendenmarathon-2013-hilfe-fuer-quatinga

  • Grundeinkommen statt Entwicklungshilfe

    Original: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/modellversuche-in-brasilien-und-namibia-grundeinkommen-statt-entwicklungshilfe-1.1785816 Die Schweizer können in ein paar Jahren über das bedingungslose Grundeinkommen abstimmen, an zwei Orten in Südamerika und Afrika wird es bereits getestet. In Brasilien steht das Recht darauf sogar in der Verfassung. Die Folgen sind erstaunlich. Die meisten Menschen im brasilianischen Dorf Quatinga Velho und in den namibischen Siedlungen Otjivero und Omitara besitzen nicht viel. Sie leben in einfachen Hütten und Häusern und müssen sich genau überlegen, wofür sie ihr monatliches Budget ausgeben. Wenn sie Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Schulgeld bezahlt haben, ist fast nichts mehr übrig. Aber anders als die Bewohner ihrer Nachbargemeinden brauchen sie nicht mehr hungern. Denn in Quatinga Velho und den zwei namibischen Gemeinden wird seit einigen Jahren ein bedingungsloses Grundeinkommen gezahlt. Ein Leben ohne Arbeit ist damit allerdings nicht möglich. Einmal im Monat gehen Bruna Augusto Pereira und ihr Mann Marcus Vinicius Brancaglione im brasilianischen 100-Seelendorf Quatinga Velho von Haus zu Haus, so erzählt es Augusto Perreira selbst und eine deutsche Studentin, die drei Monate lang bei ihnen gelebt hat, bestätigt dies. Die beiden arbeiten für die von ihnen gegründete Nichtregierungsorganisation Recivitas. Sie verliehen Bücher und Spielzeug an Kinder, gäben Musikunterricht - und zahlten jedem Bewohner ein Grundeinkommen. Bündelweise hätten sie das Geld dabei und an jedem kleinen Stapel klebte ein Zettel mit einem anderen Namen, An der Haustür erhielte jeder Bewohner dann umgerechnet etwa elf Euro. Quatinga Velho liegt nur 50 Kilometer von der Millionen-Stadt Sao Paulo entfernt. Und doch ist es eine abgeschlossene Welt im atlantischen Regenwald, in der bis vor kurzem nicht mal ein Bus hielt. Google-Maps findet sie bis heute nicht. Nahrungsmittel kosten dort deutlich weniger in der Metropole. Familien mit vielen Kindern können von ihrem Grundeinkommen Reis und Bohnen für den ganzen Monat kaufen. Das Geld kommt unter anderem von Spendern und Vereinen aus Deutschland, Japan, Costa Rica und Neuseeland. Augusto Perreira und Brancaglione zweigen nicht mal für ihre Fahrtkosten davon etwas ab. Sie machen diese Arbeit freiwillig. Manchmal zahlen sie auch aus eigener Tasche drauf. Für sie ist das keine Entwicklungshilfe, einige Bewohner haben schließlich genau so viel Geld wie sie selbst. Die beiden sind einfach von der Grundeinkommens-Idee überzeugt und wollen allen zeigen, dass es möglich und förderlich für eine Gesellschaft ist. Recht auf Grundeinkommen in der Verfassung Seit fast zehn Jahren steht das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen sogar in der brasilianischen Verfassung. Doch es ist an die Zahlungsfähigkeit des Landes gekoppelt und soll daher schrittweise eingeführt werden. Die sogenannte "Bolsa Família", ein Familien-Stipendium, ist der erste Schritt dahin. Doch es hat mit der Idee vom Grundeinkommen noch nicht viel zu tun. Bedingungslos ist diese Sozialhilfe nämlich nicht: Die Empfänger müssen ausgesprochen arm sein, ihre Kinder zur Schule schicken, sie impfen lassen und selbst an Alphabetisierungskursen teilnehmen. "In diesem System lernen die Leute, dass sie einen besonders bedürftigen Eindruck machen müssen", sagt Augusto Perreira zu Süddeutsche.de. "Wenn ein Regierungsbeamter sie besucht, verstecken sie Hab und Gut und lügen." Damit sinke auch das Selbstwertgefühl. Ein ähnliches Experiment gab es 2008 und 2009 in Namibia. Dort schlossen sich Nichtregierungsorganisationen und Kirchen zusammen, um Grundeinkommen für die Siedlungen Otjivero und Omitara zu finanzieren und das Modell auf die Probe zu stellen. Die Projektorte liegen rund 100 Kilometer von der Hauptstadt Windhoek entfernt in der Steppe. Auch dort wurde nicht überprüft, ob jemand arm oder reich ist, sagt eine deutsche Mitarbeiterin der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal. In den Siedlungen lebten reiche, weiße Farmer und Schwarze, die von ihrem Einkommen, das sie bei den Großgrundbesitzern verdienen, kaum das Essen für ihre Kinder bezahlen können. Jeder von ihnen habe umgerechnet neun Euro pro Monat bekommen. Was die 1000 Einwohner mit dem Geld machten, sei ihre Sache gewesen. Der erste Zahltag endete in einem Saufgelage. Doch dann begannen die Menschen zu investieren. Eine Frau kaufte sich Hühner und verkaufte die Eier, andere fuhren von dem Geld in die Stadt und besorgten Stoffreste, aus denen sie Kleider nähten. Ein Mann begann Ziegelsteine zu backen. So berichtete es der Spiegel. Im Jahresbericht für das Projekt steht, dass mehr Menschen Arztgebühren bezahlten und die Polizei weniger Diebstähle vermeldete. Ähnliche Entwicklungen beschreibt Augusto Perreira. In Quatinga Velho würden Häuser repariert und Medikamente gekauft. Arbeiter legten ihr Geld zusammen und finanzierten damit einen Bus, mit dem sie auf die Plantagen in den Nachbarstädten fahren können. Die Initiatoren beobachteten auch, dass sich die Menschen untereinander mehr halfen. Sie diskutierten die Probleme der Gemeinde und wurden selbstbewusster. Irgendwann war das Geld alle In Namibia ist die offizielle Projektphase inzwischen vorbei und das Geld alle. Um die Initiative trotzdem weiterzuführen, wurde das Grundeinkommen um zwei Euro gesenkt. Vor allem Menschen aus Deutschland halten das Projekt am Leben. Doch immer wieder gibt es Engpässe. Seit März 2012 hängt die Auszahlung vom Spendeneingang ab. Von einem garantierten Einkommen kann nicht mehr die Rede sein. Die Hoffnung, die namibische Regierung sei von dem Projekt begeistert und setze es im ganzen Land um, hat sich nicht erfüllt. Die Kölner Initiative Grundeinkommen verfolgt das Projekt seit Jahren und hat eine Liste mit zahlreichen Medienberichten zusammengetragen, die das Auf und Ab der Initiative begleiteten. Ob man diese Beispiele auf ein ganzes Land anwenden kann, ist ungewiss. Die Menschen in Otjivero und Omitara sowie Quatinga Velho können von ihrem Grundeinkommen allein nicht überleben. In der Schweiz wäre dies gemäß den aktuellen Vorstellungen anders. Außerdem kritisieren einige Beobachter, dass es für Vergleiche keine Kontrollgruppen ohne Grundeinkommen gibt. Dass sich binnen fünf Jahre eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung vollzöge, sei nicht ungewöhnlich. Zwar prüften Wirtschaftsprofessoren die Entwicklung in Otjivero und lobten das Projekt als Weg aus der Armut, aber diese Wissenschaftler wurden von den Projektträgern selbst beauftragt. Seit die Zahlungen nicht mehr gesichert seien, kehre das Elend in die Siedlungen zurück, heißt es in Berichten. Es ist eben doch nicht nachhaltig, sagen die Einen. Es muss eben weitergezahlt werden, sagen die Anderen.

  • (des)Conferência Copyfight

    fotos: Júlia Botafogo – clique na foto para ver mais imagens) Na última terça-feira, dia 28, o Copyfight realizado pelo Pontão da ECO/UFRJ recebeu diversos convidados para debater sobre os temas de propriedade intelectual e pirataria. Porém, mais que um evento sobre a temática, o Copyfight marcou o início da construção coletiva de um livro que reunirá textos e trabalhos sobre pirataria, propriedade intelectual e cultura livre, entre outro temas. A construção será colaborativa e qualquer um pode contribuir com textos sobre o tema. Com apoio da Fundação i-Motirõ, o livro teve suas normas de publicação apresentadas no evento. Participaram do Copyfight os seguintes convidados: Ivana Bentes (ECO-UFRJ); Maria dos Camelôs (MUCA – Movimento Unidos dos Camelôs; Henrique Antoun (ECO-UFRJ e Núcleo Biolutas do PT); Pedro Mendes (Universidade Nômade e Direito do Comum); Frederico Cardoso (Partido da Cultura); Tati Wells (CrieiTiveComo), Marcus Brancaglione (Recivitas) – clique na imagem ao lado para conferir as imagens. O debate se construiu através de falas breves dos convidados, trazendo a cada minuto através do diálogo com os participantes uma nova questão a ser abordada e problematizada na elaboração do livro. Em um dos pontos do debate, Maria dos Camelôs, pediu que a discussão sobre a pirataria seja trazida para as ruas, para que toda a população trate do tema, inclusive os camelôs que trabalham vendendo produtos piratas e por vezes são presos. Devido a difusão da tecnologia, que permitiu às cópias e downloads de obras, Ivana Bentes propôs o pensar em um novo modelo de economia, além do paradigma da propriedade intelectual. Tati Wells falou um pouco sobre a história das patentes e como a nova indústria cultural e a mercantilização da arte e da cultura colocou em cheque a questão do direito autoral. Para Tati. difundir um produto cultural não pode ser considerado pirataria e, portanto, crime. Licenças alternativas ao modelo do copyright e do Creative Commons, como o RobinRight e a Licença da Arte Livre, também foram abordadas por diferentes debatedores. Embora as práticas de pirataria e da propriedade intelectual, assim como seus efeitos, sejam hoje uma realidade para todos no mundo que consomem e produzem cultura, o debate e problematização são ainda restritos. Segundo seus organizadores, a série de publicações online e em livro impresso do Copyfight pretende expandir o pensamento crítico sobre tais assuntos e trazer novos pontos de vistas para discussão. original http://copyfight.me/desconferencia-copyfight-2011/

  • »Renda basica« statt »bolsa familia«?

    Eine brasilianische Nichtregierungsorganisation praktiziert Grundeinkommen Bedingungsloses Grundeinkommen... ist ein Thema, das die Geister nicht nur hierzulande spaltet. Und doch nicht nur eine linke Spinnerei ist. ND wird in der Wochenendbeilage Experimenten im In- und Ausland auf den Zahn fühlen, mit denen Aktivisten etwas Neues vordenken – oder bereits praktisch versuchen, in konkreten Projekten das Leben Ein neuer Anfang begann für ihn mit B. Die akademische Karriere verlor für Marcus ihren Reiz: »Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.« Der Ausweg: Basketball. Aus einem Hobby wurde ein Projekt mit Jugendlichen aus den Favelas. Rund eine Million Paulistas leben in wild wachsenden Hüttensiedlungen, oft in unmittelbarer Nachbarschaft der Reichensiedlungen – einer lebt vom anderen: Aus den Favelas kommen die Haushaltshilfen und die Drogen für die Kinder der Reichen. Viele träumen den Traum ihrer Eltern von Europa und kommen doch nicht übers eigene Viertel hinaus. Bei Bruna war das anders. Die 28-Jährige stammte aus gutbürgerlichen Kreisen, studierte Biologie und bereiste viele Orte in Brasilien, ob im Süden oder in den Amazonaswäldern. Auf einer Insel untersuchte sie in einem Praktikum den seltenen Pflanzen- und Tierbestand. Dabei fiel ihr Blick auf Kinder der indigenen Einwohner: Leben in armseligen Hütten, unterernährt, ohne Bildungschancen. Da machte ihr Bauchgrummeln, das Bruna schon länger mit dem Studium hatte, auf einmal Sinn. »Ich kann mich doch nicht mit seltenen Pflanzen beschäftigen, wenn rings herum Kinder verhungern«, war ihr Gedanke. Als Bruna und Marcus vor vier Jahren zusammenfanden, verband sie die gleiche Vision: etwas konkret gegen Armut zu tun. Aber nicht mit dem mildtätigen Pathos der Kirche oder pädagogischer Bevormundung, sondern auf Augenhöhe. Marcus war ein Buch des bekannten Senators Eduardo Matarazzo Suplicy in die Hände gefallen. Das Mitglied der Arbeiterpartei des Präsidenten Lula ist Ex-Boxer, leidenschaftlicher Hobby-Sänger und als hochrangiger Vertreter des Grundeinkommens über Brasilien hinaus bekannt. In »Renda de Cidadania« erläutert der Wirtschaftswissenschaftler seine Vision: »Das Grundeinkommen ist ein Bürgerrecht. Es ist das Recht jedes Einzelnen, am Wohlstand seines Landes teilzuhaben, Ich möchte einen Weg finden, eine gerechte Gesellschaft aufzubauen. Ich will um den Tag kämpfen, an dem alle am Tisch der Brüderlichkeit Platz nehmen dürfen.« Erreicht hat Suplicy durch Verbindungen und Hartnäckigkeit immerhin, dass Brasilien als erster Staat 2004 das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen in die Verfassung aufgenommen hat: eine staatliche Leistung für alle Bürger, die mindestens fünf Jahre im Land leben. Sie soll die Grundbedürfnisse von Ernährung, Erziehung und Gesundheit abdecken – unabhängig davon, ob der Empfänger arbeitet oder Vermögen hat. Doch Papier ist geduldig. Tatsächlich eingeführt wurde das bedingungslose Grundeinkommen in Brasilien bislang nicht. Stattdessen startete Präsident Lula das »Bolsa Familia Programm«, das sein konservativer Vorgänger Fernando Henrique Cardoso schon in der Schublade hatte. Diese staatliche Leistung erreicht mittlerweile rund ein Viertel aller Brasilianer – durchschnittlich fließen rund 95 Reais (rund 41 Euro) monatlich an die berechtigten Familien. Um die Auszahlung zu bekommen, muss das Pro-Kopf-Familieneinkommen unter 70 Reais (rund 30 Euro) liegen. Die Überprüfung in der Praxis ist schwierig. Und für die staatliche Zuwendung gelten weitere Vorbedingungen: ein fester Wohnsitz sowie die Teilnahme an Programmen zu Impfung, Ernährungs- und Ausbildungsberatung. Aufgrund fehlender Informationen der Bürger, aber auch wegen des schwankenden Interesses der lokalen Verwaltung, werden viele Bedürftige nicht erreicht. Zudem setzt die »bolsa« zweifelhafte Anreize zum Müßiggang: Wer arbeitet, fliegt raus und hat kaum Chancen, beim Verlust des Jobs erneut Unterstützung zu bekommen. Bürgerschaftlicher Ansatz Für Bruna und Marcus der falsche Ansatz. Sie gründeten eine Nichtregierungsorganisation: ReCivitas – der Name verdeutlicht den bürgerschaftlichen Ansatz. Seit Oktober 2008 begannen sie im kleinen Dorf Quatinga Velho, 45 Kilometer von São Paulo entfernt, mit direkten Grundeinkommens-Zahlungen: 30 Reais pro Person. Das Geld floss zunächst aus eigenen Ersparnissen, später aus Spendeneinnahmen. 30 Reais pro Person sind 13 Euro – auch in Brasilien ist das für einen Monat nicht viel. Doch große Familien können so ihre wirtschaftliche Basis verbessern und erhalten sogar mehr als von der staatlichen »bolsa«. Quatinga Velho, das sind knapp 100 Menschen, einige Hütten und Steinhäuser, sowie eine große japanische Farm, die Arbeiter für ein paar Dollar pro Tag beschäftigt, oft nur als Tagelöhner. Wer in Quatinga Velho Glück hat, bezieht ein regelmäßiges Einkommen als Pächter von Häusern der Bewohner São Paulos. Das Grundeinkommen ist dann willkommene Zusatzeinnahme. Wirklich darauf angewiesen sind die ärmsten der armen Familien im Ort – die Männer haben nur unregelmäßig Arbeit, das Essen ist knapp, die Kleidung karg. Wie prekär die Lage ist, erkennt man zuerst an den Kindern, die weniger wiegen als ihre Altersgenossen, viel kleiner sind und zum Teil erschreckend dünn. »Zwölfjährige sehen hier oft aus wie Achtjährige« sagt Marcus und kann seine Traurigkeit nicht verbergen. Mit dem Start der Zahlungen Ende 2008 gelang es bald, die Unterernährung zurückzudrängen. Doch zuerst mussten Bruna und Marcus die Skepsis der Bewohner überwinden: Geldzahlungen gibt es sonst nur von politischen Parteien, die Wählerstimmen kaufen. 27 Dorfbewohner stimmten in der ersten Versammlung den Zahlungen zu, doch schon bald wurden es 60, 70, 80 – denn die Erfolge wurden schnell sichtbar. Das erste Baby, das »mit Grundeinkommen« geboren wurde, wog erheblich mehr als alle vorherigen, die sie auf die Welt gebracht hat, erzählt Maria de Lourdes. Mit sieben Kindern hat sie die größte Familie im Dorf. »Grundeinkommen ist gut, weil es einfach ist«, lautet ihr trockenes Statement. Mit dem Geld pflanzt sie Kartoffeln und Salat an, eigene Hühner gehören auch dazu. Mit ihrem Mann konnte sie neben der alten Holzhütte ein kleines Steinhaus bauen. Bolsa familia bekommt sie nicht – ab und zu hat ihr Mann ja Arbeit. Schon die Fahrt zum Distrikt-Bürgermeister, um die staatliche Zuwendung zu beantragen, würde sie ein halbes Vermögen kosten. Mittlerweile haben Bruna und Marcus in Quatinga Velho das Vertrauen der Bewohner gewonnen, und werden zum obligatorischen süßen Kaffee oder zu »Cambuci«, einem Likör, eingeladen. Sie verteilen nicht nur Grundeinkommen, sondern auch Spielzeug und Bücher für die Kinder, damit sie lernen, miteinander zu teilen. Jeden Samstag kommt eine Kofferraumladung mit neuen Spielsachen, und die Kinder geben etwas zurück, wenn sie es über haben – so soll Bewusstsein für die soziale Gemeinschaft entstehen. São Paulo, Juli 2010: Die Universität ist Schauplatz des Grundeinkommenskongresses des Internationalen Basic Income Earth Netzwerks – mit 500 Teilnehmern aus 30 Ländern. Senator Suplicy, schon mal fast Präsidentschaftskandidat, feiert »die bolsa« als Schritt in Richtung bedingungsloses Grundeinkommen. Kollegen aus Politik und Wissenschaft sind skeptischer: Das Grundeinkommen würde ein vollkommen anderes Gesetz erfordern, ein Übergang von einem zum anderen sei nicht so einfach möglich. Der argentinische Wirtschaftswissenschaftler Ruben Lo Vuolo hält den Zeitpunkt eines bedingungslosen Grundeinkommens in Lateinamerika für noch nicht gekommen. Vor allem nicht für diejenigen, die Arbeit haben. Anknüpfungspunkte sieht er im neuen gehaltsabhängig gezahlten Kindergeld in Argentinien. »Political power looses the power to select«, formuliert er optimistisch – die Bedingungen für staatliche Leistungen seien immer weniger zu kontrollieren, darum habe ein bedingungsloses Einkommen Zukunft. Zugleich verweist er auf grundeinkommensähnliche Programme: die Einheitsrente in Mexiko oder die »Renta Dignidad« in Bolivien für Menschen über 60. Festzuhalten bleibt: Das Grundeinkommen ist weiterhin ein Nischenthema, auch wenn der Sog der Idee zuzunehmen scheint. Ob sie an Überzeugungskraft gewinnt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob irgendwann ein ganzes Land den Beweis antreten kann, dass das Grundeinkommen in der modernen Industriegesellschaft funktioniert – und gleichzeitig mehr soziale Gerechtigkeit, Freiheit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erbringt. Davon erscheint Brasilien noch weit entfernt. Das Praxisprojekt um Marcus und Bruna in Quatinga Velho lässt sich jedoch nicht beirren. ReCivitas setzt auf ein wachsendes Netzwerk internationaler Projekte, statt auf den Staat. original: http://www.neues-deutschland.de/artikel/180861.renda-basica-statt-bolsa-familia.html

  • Grundeinkommen: Vertrauen statt Gängeln

    In dem kleinen brasilianischen Dorf Quatinga Velho haben Aktivisten ein Projekt gestartet, das die Wirksamkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens in der Praxis erproben sollte. Die Ergebnisse sind überaus ermutigend: Die Menschen ruhen sich nicht in der «sozialen Hängematte» aus, sondern nehmen ihr Leben aktiv in die eigenen Hände. (Roland Rottenfußer) In einem Waldorf-Gymnasium in München traten am 7. März zwei junge Leute aus Brasilien auf: Bruna Augusto Pereira und Marcus Vinicius Brancaglione dos Santosaus. Beide waren nicht nur gut aussehend, sondern wirkten ungemein lebendig und begeistert von dem, was sie zu erzählen hatten. Praktisch im Alleingang hatten sie in der kleinen Ortschaft Quatinga Velho bei Sao Paolo ein Projekt zum Bedingungslosen Grundeinkommen gestartet, das nunmehr seit 17 Monaten läuft. Die rund 100 Einwohner der Gemeinde sollten für unbegrenzte Zeit monatlich 30 Real (ca. 12 Euro) pro Person erhalten. Ohne Ausnahme und ohne Bedingung. Jedes Kind einer Familie hatte also Anspruch auf sein eigenes Einkommen. Das Geld wurde jeden Monat von den Initiatoren direkt an die Empfänger ausgezahlt. Der Weg in die Stadt zu einem Amt wäre für viele der in bescheidenen Verhältnissen lebenden Bewohner zu teuer gewesen. Man muss dazu wissen, dass in Brasilien sowohl eine allgemeine Sozialhilfe („bolsa familia“) als auch ein Bedingungsloses Grundeinkommen Gesetz sind. Das letztere mag überraschen, die Vorgabe wurde aber bisher nicht annähernd in die Tat umgesetzt. Eine Klausel im Gesetz (Grundeinkommen erst, wenn die finanziellen Bedingungen dafür gegeben sind) schiebt die Umsetzung auf die lange Bank – eine sehr lange Bank, wenn man die klammen Haushalte des Landes betrachtet. Auch die bolsa familia wird von Bedürftigen bisher keineswegs flächendeckend in Anspruch genommen: Der Grund ist, wie schon gesagt, mangelnde Mittel, um Transportkosten zum nächsten Amt zu bestreiten. Nicht jeder will beschenkt werden Bruna und Marcus gingen in der Ortschaft Quatinga Velho buchstäblich von Tür zu Tür und erklärten den Menschen, dass sie von nun an ein Bedingungsloses Grundeinkommen beziehen würden. In einem kleinen Film konnten die Besucher der Münchener Veranstaltung die beiden bei ihrer Arbeit beobachten. Zuvor hatten sie bei privaten Spendern genügend Geld für die Anfangszeit des Projekts gesammelt. Entgegen den Vermutungen gab es nicht sofort einen «Run» auf das leicht verdiente Geld. Im Gegenteil hatten die beiden Aktivisten mit viel Misstrauen zu kämpfen. Man vermutete, hinter der ganzen Sache müsse ein «Haken» stecken, verdächtigte Bruna und Marcus etwa, für eine Partei auf Wählerfang zu sein. Es musste also Überzeugungsarbeit geleistet und Vertrauen aufgebaut werden – wohl gemerkt: für das Vorhaben, Menschen ohne Gegenleistung Geld zu schenken. Nur 27 Bürger nahmen an dem Experiment von Anfang an teil. Über 60 sind es heute. Vertrauen konnte wachsen, manche sind jedoch noch immer zu stolz, um das Geschenk anzunehmen («Ich brauche das nicht»). Die Annahme, dass es zu einem «Schmarotzer-Ansturm» auf das Geld kommen würde, konnte durch das Experiment ebenso wirkungsvoll widerlegt werden wie ein anderer, typischerweise gegen das Grundeinkommen ins Feld geführten Einwand: «Wenn man Geld geschenkt bekommt, arbeitet man nicht mehr. Höchstens gibt man es für Alkohol aus.» Tatsächlich sind die 12 Euro natürlich nicht genug, um ein Dasein als Frührentner auch nur in Erwägung zu ziehen. Es ist allerdings im ländlichen Bereich durchaus eine ansehnliche Summe. Den Erfolg ihres Projekts führen Bruna und Marcus vor allem auch darauf zurück, dass jemand, der den Menschen Positives zutraut, auch meistens Positives erntet. «Vertrauen schafft Vertrauen.» Ein Dorf blüht auf Die Bewohner von Quatinga Velho investierten ihr Geld zum grossen Teil für den Bau menschenwürdiger Wohnungen (in Eigenarbeit), in Essen und Transport. Letzteres bedeutet auch: Es war vielen Menschen erstmals überhaupt möglich, die Preise für Busfahrten zu bezahlen und somit z.B. zu Bewerbungsgesprächen zu fahren. Nicht zuletzt wurden auch viele (wie man bei uns sagen würde) «Ich-AGs» gegründet. Ein Mann gründete eine Hühnerfarm und verkauft seither erfolgreich Eier in der Nachbarschaft. Zuvor waren für ihn nicht einmal die minimalen Investitionen erschwinglich, die dafür notwendig sind. Die Schlussfolgerung der Initiatoren: Menschen benötigen keine Bevormundung durch den Staat. Wenn sie die nötigen Mittel in die Hände bekommen, wissen sie selbst am besten, was zu tun ist. Das Bedingungslose Grundeinkommen hatte in der brasilianischen Ortschaft also eindeutig aktivierende (nicht lähmende) Funktion. Mündige Bürger, die frei von drastischen Existenzsorgen und staatlicher Gängelung ihr Leben in die Hand nehmen – warum haben Politiker (auch hiesige) solche Angst davor? Deutschland geht derzeit den umgekehrten Weg: De facto sinkende Leistungen bei gleichzeitig wachsender Demütigung der Bedürftigen. Es fehlt das Verständnis dafür, dass Armut, gefühlte Chancenlosigkeit und Marginalisierung auf den Menschen den Effekt einer wachsenden Lähmung und Lethargie haben können. Dieses Problem ist nicht durch forsche Motivationsparolen sozial gefühlloser Polit-Yuppies zu lösen, sondern durch praktische Hilfe, die den Menschen mehr Selbstwert und Vertrauen schenkt. Projekt von strategischer Bedeutung Aus dem Brasilien-Experiment sind verschiedene Schlussfolgerungen mit strategisch weit reichender Bedeutung zu ziehen: 1. Grundeinkommensprojekte müssen nicht auf die vollständige Erleuchtung der Parlamentsmehrheit warten. Sie können aus eigener Initiative im kleinen Rahmen beginnen. Voraussetzung ist ein fundraising, also die erfolgreiche Suche nach Geldgebern. Dabei ist aber nicht an reiche Grossspender, sondern eher an das Zusammenwirken vieler kleiner Unterstützer zu denken. Gelungene Projekte wie die in Namibia und in Brasilien schaffen Präzedenzfälle und bieten sich zur Nachahmung an. Vergleichbar etwas der Bedeutung des Experiments von Wörgl für die Regionalgeldbewegung. 2. In der Anfangsphase der Bewegung für ein Grundeinkommen ist es von Vorteil, wenn kein «Leistungsträger» dazu gezwungen wird, sein Geld für die bedingungslose Alimentierung anderer Menschen zu geben. Ist die gesamtgesellschaftlich heilsame Wirkung des Grundeinkommens erst durch eine Reihe von Experimenten erwiesen, würde eine Finanzierung über Steuermittel eher akzeptiert. 3. In Quatinga Velho haben einzelne Bürger, die durch das Grundeinkommen sozial aufgestiegen sind, ihrerseits Geld in den Fond eingezahlt und dadurch mit dafür gesorgt, dass das Projekt weiter laufen kann. Ist bei einer ausreichenden Anzahl von Empfängern ein solches Verantwortungsbewusstsein vorhanden, könnte dies die Finanzierung und Ausweitung solche Projekte erheblich erleichtern. «Mir ist geholfen worden, als es mir schlecht ging. Jetzt geht es mir besser, also helfe ich anderen.» 4. Es gibt eine Menge von Argumenten gegen das Bedingungslose Grundeinkommen. Viele von ihnen klingen – jedenfalls in der Theorie – wohldurchdacht und einleuchtend. Vor allem schaffen es Gegner immer wieder, die «Mittelschicht» gegen die «Unterschicht» aufzuhetzen: das Grundeinkommen sei eine Form der Enteignung der anständig Arbeitenden usw. All diesen Argumenten wäre mit Blick auf die Experimente von Namibia und Brasilien zu entgegnen: «Theoretisch ist da was dran, aber schau dir die Praxis an: Menschen geht es besser. Sie haben etwas aus ihrem Leben gemacht. Sie haben Geld für Bewerbungen und Fahrten zum Arbeitsplatz. Sie haben Geld, um es auszugeben und damit auch wieder anderen Menschen ein Einkommen zu ermöglichen usw.» Es wird ja zu wenig beachtet, dass man normalerweise nicht nur Arbeit braucht, um Geld zu erhalten, sondern auch Geld, um zu arbeiten. Das Geld nämlich, das nötig ist, um die Grundlagen für einen gesunden Körper, eine gesunde Seele und bestimmte Ausgaben zu schaffen, die mit einer Erwerbsarbeit zusammenhängen. 5. Für Menschen mit politischem und humanitärem Bewusstsein sind Grundeinkommens-Projekte attraktive Spendenziele. Und zwar, weil sie sowohl aus der Perspektive des unmittelbaren Mitgefühls als auch unter strategischen Gesichtpunkten sinnvoll sind. Mitgefühl-Aspekt: Wer spendet, gibt nicht allein für eine «politische Kampforganisation», die auf dem langen Marsch in die Herzen und Gehirne neoliberaler Politiker möglicherweise nicht durchhält. Das Geld fliesst direkt zu bedürftigen Menschen. Strategischer Aspekt: Das Bedingungslose Grundeinkommen ist ein wichtiger Schritt, damit die entwürdigende Behandlung von Leistungsbeziehern der Vergangenheit angehört und damit das derzeitige Machtungleichgewicht zugunsten der Konzerne ausgeglichen wird. Spendengelder wären also nicht nur «Tropfen auf den heissen Stein»des Welthungers, sondern würden ein für die Zukunft der Menschheit wichtiges sozialpolitisches Projekt voranbringen. Die Kölner Initiative Grundeinkommen www.bgekoeln.de hat eine Partnerschaft mit der brasilianischen Trägergruppe gegründet und sammelt Spenden bzw. Dauersponsoren (vergleichbar etwas mit Kinder-Patenschaften in Ländern des Südens). Die grundlegende Erkenntnis dahinter ist: Ein gelungenes Experiment – egal wo auf der Welt – hilft auch der deutschen Bewegung für ein Grundeinkommen, langfristig sogar der ganzen «Menschheitsfamilie». Donnerstag, 11. März 2010 Druckversion original: http://www.zeitpunkt.ch/news/artikel-einzelansicht/artikel/grundeinkommen-vertrauen-statt-gaengeln.html

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